Das EPD in der Schweiz: Aktuelle Herausforderungen und zukünftige Entwicklung
Thema - Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Herausforderungen bei der Implementierung des elektronischen Patientendossiers (EPD) in der Schweiz und die zukünftige Entwicklung des Systems.
Es wird aufgezeigt, welche organisatorischen, menschlichen und technischen Faktoren die Implementierung des EPD beeinflussen. Dazu wird der aktuelle Stand des EPD in der Schweiz analysiert und mit Lösungen aus anderen Ländern verglichen. Ziel der Arbeit ist es, die Gründe für die geringe Nutzung des EPD in der Schweiz zu identifizieren und Massnahmen aufzuzeigen, die ergriffen werden können, um die Implementierung erfolgreich voranzutreiben.
Relevanz - Die Digitalisierung spielt auch im Gesundheitswesen eine immer grössere Rolle. Die Bereitstellung einer qualitativ guten Gesundheitsversorgung ist ein informationsabhängiger Prozess, und die Verfügbarkeit von Patientendaten ist ein entscheidendes Kriterium für den Behandlungserfolg. Die Gesundheitssysteme, insbesondere in den entwickelten Ländern, stehen aufgrund der alternden Bevölkerung und des Mangels an Gesundheitspersonal vor grossen Herausforderungen. Das EPD soll dazu beitragen, die Effizienz, Qualität und Sicherheit der Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem behandlungsrelevante Gesundheitsinformationen jederzeit und überall verfügbar sind. Trotz des hoch eingeschätzten Nutzens wird das System heute in der Praxis kaum genutzt.
Ergebnisse - Die Ergebnisse zeigen, dass das EPD in der Schweiz noch nicht in den klinischen Alltag der Ärztinnen und Ärzte integriert ist. Die Hauptgründe dafür sind der hohe administrative Aufwand, der fehlende wahrgenommene Nutzen, technische Herausforderungen und Datenschutzbedenken. Erheblicher Handlungsbedarf besteht in den Bereichen Systemintegration, Benutzerfreundlichkeit und Datenstrukturierung. Im Vergleich zu anderen Ländern wie Österreich oder Estland zeigt sich, dass diese in der Implementierung elektronischer Patientenakten weiter fortgeschritten sind. Insbesondere Estland kann als Vorbild dienen, da dort eine flächendeckende Nutzung des «e-Health Record» erreicht wurde.
Implikationen für Praktiker*innen
- Ärztinnen und Ärzte sowie andere Gesundheitsfachpersonen sollten in den Entwicklungs- und Implementierungsprozess eingebunden werden. Rückmeldungen der Nutzer*innen können helfen, die Akzeptanz und Nutzung zu fördern.
- Die Interoperabilität und Systemintegration der verschiedenen IT-Systeme im Gesundheitswesen muss gewährleistet sein, um den Mehraufwand für die Ärztinnen und Ärzte möglichst gering zu halten.
- Die Verwendung nationaler und internationaler Standards hilft bei der Erstellung strukturierter Daten im Gesundheitswesen. Dies verbessert die Interoperabilität und damit die Benutzerfreundlichkeit.
- Eine strukturierte Implementierung mit der anschliessenden Verpflichtung zur Nutzung des EPD durch alle Leistungserbringer und Patientinnen und Patienten ist wichtig, um einen effektiven Nutzen aus dem System zu ziehen.
- Unterstützung und Schulungen bei der Einführung des EPD helfen den Ärztinnen und Ärzten, das System zu nutzen und effizient in ihren Arbeitsalltag zu integrieren.
Methoden - Zu den Themenbereichen gibt es bereits umfangreiche Literatur. Diese wurde systematisch ausgewählt und im Kapitel «Literaturrecherche» zusammengefasst. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Dazu wurden zehn halbstrukturierte Interviews mit Expertinnen und Experten anhand eines Interviewleitfadens durchgeführt. Bei den Expertinnen und Experten handelt es sich um acht Ärztinnen und Ärzte, einen Softwareanbieter und einen estnischen Staatsbürger. Die Interviews wurden mit Hilfe der Analysesoftware MAXQDA und einer induktiven Kategorienbildung ausgewertet. Anschliessend wurden die Ergebnisse mit der Theorie diskutiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet.