Der Weg zu einem erfüllten Berufsleben: Erfahrungen und Empfehlungen von kurdischen Secondos und Secondas

Der Weg zu einem erfüllten Berufsleben:  Erfahrungen und Empfehlungen von kurdischen Secondos und Secondas

Thema

Der Bildungserfolg junger Menschen mit kurdischen Wurzeln in der Schweiz ist kein Selbstläufer. Familiäre Erwartungen, sprachliche Hürden und fehlende Unterstützung sowie Kenntnisse über das Bildungssystem prägen ihre Bildungswege. Die Analyse zeigt, wie soziale Herkunft und kulturelle Faktoren die schulische Laufbahn und die Berufswahl beeinflussen. Gleichzeitig wird deutlich, welche persönlichen Strategien Jugendliche benötigen, um Hindernisse zu meistern, oder welche ihnen fehlen. Die Ergebnisse liefern wertvolle Einblicke in die Dynamik zwischen individueller Anstrengung und strukturellen Barrieren. Diese können trotz aller Herausforderungen gemeistert werden, sodass ein erfülltes Berufsleben erreicht werden kann.

Relevanz

Der Weg in eine gerechte Gesellschaft beginnt mit Bildung. Für viele Kinder mit kurdischen Wurzeln ist dieser Weg von Anfang an steinig: Bereits im frühen Alter tragen sie grosse Verantwortung innerhalb der Familie und erleben eine Kindheit, die weit von den üblichen Freiheiten Gleichaltriger entfernt ist. Ihre Bildungswege zeigen, dass individuelle Anstrengung allein nicht ausreicht, um tief verwurzelte strukturelle Barrieren zu überwinden, die seit Jahrzehnten bekannt sind. Die Ergebnisse zeigen eindringlich, warum entschlossene und nachhaltige Reformen unverzichtbar sind, um echte Chancengleichheit zu erreichen.

Ergebnisse

Sprachliche Defizite, fehlende soziale Netzwerke der Eltern, unzureichende Kenntnisse des Schweizer Bildungssystems und eine geringe institutionelle Unterstützung erschweren die soziale Mobilität von kurdischen Secondas und Secondos erheblich. Viele Kinder übernehmen früh familiäre Verantwortung und finden sich in einer Rolle wieder, die ihnen wenig Raum für eine unbeschwerte persönliche Entwicklung lässt. Die Erfahrungen der Befragten zeigen, dass Bildungserfolg unter diesen Bedingungen möglich ist, jedoch oft mit hohen Anstrengungen und Umwegen verbunden ist. Elementar sind dabei Eigeninitiative und Durchhaltevermögen sowie der bewusste Aufbau unterstützender Netzwerke ausserhalb des familiären Umfelds.

Implikationen für Praktiker:innen

• Frühzeitige, gezielte Sprachförderung verankern
• Ausbau ausserschulischen Programme
• Bildungspartnerschaften mit Eltern stärken
• Bewusstsein für Berufsziele und Berufsorientierung frühzeitig initiieren
• Bildungsinstitutionen diversitätssensibel weiterentwickeln

Methoden

Die Untersuchung basiert auf halbstrukturierten Interviews mit neun berufstätigen Secondas und Secondos kurdischer Herkunft. Sie sind entweder in der Schweiz geboren oder im Vorschulalter eingewandert. Dabei wurden persönliche Bildungserfahrungen sowie der Einfluss familiärer, sozialer und kultureller Ressourcen auf den Bildungs- und Berufsweg erhoben. Die transkribierten Interviews wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse und einem kombinierten induktiv-deduktiven Ansatz ausgewertet. Ergänzend wurden aktuelle Bildungs- und Migrationsstatistiken, das Schweizer Bildungssystem sowie bestehende Unterstützungsprogramme herangezogen, um ein umfassendes Bild der Faktoren zu gewinnen, die Bildungswege und den Berufseinstieg beeinflussen.