Psychologische Grundbedürfnisse im digitalen Onboarding: Eine Analyse ihrer Wirkung auf Motivation und organisationale Bindung neuer Mitarbeitenden

Thema
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit die Befriedigung oder Frustration der psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Verbundenheit und Kompetenz im Kontext eines digitalen Onboardings die Motivation sowie die organisationale Bindung neuer Mitarbeitenden beeinflusst. Digitale Onboarding Formate können sowohl förderlich als auch hinderlich auf diese psychologischen Grundbedürfnisse wirken und dadurch die Motivation sowie die organisationale Bindung neuer Mitarbeitenden im weiteren Verlauf ihrer beruflichen Tätigkeit beeinflussen. Die Arbeit stützt sich theoretisch auf der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (2000) und dem Modell organisationaler Bindung (Allen & Meyer, 1990).
Relevanz des Themas
Die zunehmende Digitalisierung verändert nicht nur grundlegende Unternehmensprozesse, sondern auch die Art und Weise, wie neue Mitarbeitende in Organisationen eingeführt werden. Digitale Onboarding-Formate, die virtuell, zeitlich flexibel und ortsunabhängig durchgeführt werden können, gewinnen zunehmend an Bedeutung und ersetzen vermehrt analoge Ansätze. Bislang ist jedoch unklar, wie sich digitale Onboarding-Formate auf zentrale psychologische Grundbedürfnisse auswirken, welche als entscheidender Hebel für die Motivation und organisationale Bindung neuer Mitarbeitenden gelten. Gerade in einem wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt, wird die Qualität des Onboardings-Prozesses zu einem kritischen strategischen Vorteil für Organisationen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse legen nahe, dass insbesondere die Befriedigung des Bedürfnisses nach Autonomie positiv mit autonomer Motivation zusammenhängt. Die Frustration der Bedürfnisse hingegen steht nicht signifikant mit kontrollierter Motivation zusammen, korreliert jedoch negativ mit autonomer Motivation. Der Digitalisierungsgrad hatte keinen moderierenden Einfluss auf die Bedürfnisse. Das Bedürfnis nach Verbundenheit zeigte einen positiven signifikanten Einflüsse auf die affektive Bindung neuer Mitarbeitenden. Die Studie bestätigt, dass die Bedürfnisbefriedigung auch in digitalen Onboarding Formaten eine zentrale Rolle spielt.
Implikationen für die Praxis
Onboarding-Spezialistinnen und - Spezialisten
- Digitale Onboarding-Tools sollten gezielt so ausgewählt und gestaltet werden, dass Autonomie gefördert wird (individualisierte Lernpfade, zeitliche Flexibilität, Wahlmöglichkeiten bei den Lerninhalten, klare Kommunikation von Erwartungen)
- Eingliederung von Onboarding-Tools, welche die wahrgenommene Verbundenheit stärken (Mentorenprogramme, Onboarding Buddys, Austauschplattformen, virutelle Teambuilding-Formate)
HR-Management
- Feedbackinstrumente zur Erfassung von Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit sollten vor, während und nach dem Onboarding eingesetzt werden
- Effizienz darf nicht allein im Vordergrund stehen. Vielmehr müssen soziale und zwischenmenschliche Aspekte strategisch in den digitalen Onboarding-Prozess integriert werden.
- Bereitstellen von Ressourcen und Schulen von langjährigen Mitarbeitenden, die neue Mitarbeitende im Onboarding begleiten
Methodik
Für diese Thesis wurde ein quantitatives Forschungsdesign gewählt. Im Rahmen dieses Designs wurde eine Feldbefragung (Online-Survey) in Form eines standardisierten Fragebogens mittels dem Online-Umfrage-Tool Qualtrics durchgeführt. Die Stichprobe wurde branchenübergreifend erhoben und umfasste Mitarbeitende, die in den letzten 24 Monaten ein Onboarding mit digitalen Komponenten durchlaufen haben. Die Teilnehmenden wurden über verschiedene digitale Netzwerke und Kanäle (Convenience Sampling) rekrutiert. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden fünf Hypothesen abgeleitet, die mithilfe von Korrelationsanalysen und linearen Regressionsmodellen emprisch geprüft wurden. Dabei wurden demografische Variablen kontrolliert, um mögliche Einflussfaktoren statistisch zu berücksichtigen.