Der Handel mit thermischer Energie als Zukunftsmodell

Der Handel mit thermischer Energie als Zukunftsmodell
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Thema: Die vorliegende Master-Thesis untersucht das Potenzial und die Herausforderungen eines Herkunftsnachweissystems für thermische Energie in der Schweiz. Angesichts der Energiestrategie 2050 und dem Übereinkommen von Paris, sind verschiedene Massnahmen notwendig, um die Klimaziele zu erreichen. Dabei gewinnen thermische Netze zunehmend an Bedeutung. Ein Herkunftsnachweissystem, ähnlich dem im Stromsektor etablierten, könnte Transparenz schaffen und die Marktakzeptanz für erneuerbare thermische Energieprodukte erhöhen. Die EU hat mit der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED 2) bereits den Anwendungsbereich von Herkunftsnachweisen auf thermische Energie erweitert. Die Forschungsarbeit zielt darauf ab, die wesentlichen Eigenschaften eines solchen Systems zu identifizieren und die Marktakzeptanz in der Schweiz zu analysieren.

Relevanz: Es besteht die Dringlichkeit, die Klimaziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen, einschliesslich der Reduktion des Endenergieverbrauchs, der Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien und der Senkung der CO2-Emissionen. Mit der Verpflichtung der Schweiz im Rahmen des Übereinkommens von Paris zur Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 und dem Ziel, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, sind neue Wege zur Förderung erneuerbarer Energien notwendig. Thermische Netze bieten eine vielversprechende Alternative zu fossilen Heizsystemen, jedoch fehlt bislang ein Herkunftsnachweissystem, das Transparenz und Marktakzeptanz für erneuerbare thermische Energieprodukte schaffen könnte. Die Untersuchung eines solchen Systems ist für die Förderung der Energie- und Wärmewende von grosser Bedeutung.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass ein Herkunftsnachweissystem für thermische Energie in der Schweiz machbar und vorteilhaft ist. Wesentliche Eigenschaften umfassen eine klare Kennzeichnung der Energiequelle und CO2-Emissionen sowie eine automatisierte Datenerfassung. Ein unternehmensbasierter Ansatz für eine zeitnahe Umsetzung wird als effektiv erachtet. Das System unterscheidet sich vom Stromsektor durch physikalische Netzunterschiede und höhere Verluste bei der Energieübertragung. Eine Angleichung des Systems an das bestehende Herkunftsnachweissystem im Stromsektor wird als wünschenswert erachtet. Trotz einer kleinen Stichprobe beim quantitativen Forschungsteil deuten die Ergebnisse auf positive Tendenzen hin, die eine erfolgreiche Implementierung unterstützen könnten.

Implikationen:

  • Ein Herkunftsnachweissystem für thermische Energie ermöglicht klare Nachverfolgbarkeit und Kennzeichnung der Energiequellen, fördert Transparenz und stärkt das Vertrauen der Endkundinnen und Endkunden.
  • Energieversorgungsunternehmen können mit dem System ihre Produkte besser an die Nachfrage anpassen.
  • Ein unternehmensbasierter Aufbau in enger Zusammenarbeit mit Energieversorgungsunternehmen ist zu empfehlen, wobei ein netzunabhängiges System und der Einsatz neuester Technologien für die Automatisierung notwendig sind.
  • Die Angleichung an das bestehende System im Stromsektor fördert Konsistenz und Effizienz, was die Integration und Nutzung des Systems erleichtert.
  • Das System bietet eine Grundlage für neue Geschäftsmodelle und Handelsmöglichkeiten sowie die Erschliessung neuer Märkte und Innovationen.

Methoden: Für die Beantwortung der Forschungsfragen wurde ein Mixed-Methods-Ansatz gewählt. Zunächst wurden qualitative Experteninterviews durchgeführt, um die Eigenschaften und Unterschiede eines Herkunftsnachweissystems im Vergleich zum Stromsektor zu evaluieren. Anschliessend wurde eine quantitative Onlineumfrage durchgeführt, um die Nachfrage und Charakteristika handelbarer thermischer Energieprodukte zu ermitteln. Die Datenerhebung erfolgte ausschliesslich in der deutschsprachigen Schweiz und beschränkte sich auf thermische Netze, um die Verständlichkeit des komplexen Themas zu gewährleisten. Die sequentielle qualitative-quantitative Methode ermöglichte eine umfassende Untersuchung der Forschungsfragen und berücksichtigte die Komplexität des Systems.