Homeoffice: Analyse von Schweizer Arbeitsmarktdaten

Homeoffice: Analyse von Schweizer Arbeitsmarktdaten
Homeoffice in der Schweiz - Einblicke in die neue Arbeitsrealität (Quelle: KI-generiert mit ChatGPT am 04.06.2025)

Thema:
Die Masterarbeit untersucht auf Basis der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE 2023), wie sich die Nutzung von Homeoffice in der Schweiz nach Geschlecht, Einkommen, Branche und Region unterscheidet. Dabei wird zwischen dem Zugang zu Homeoffice (Extensive Margin) und der tatsächlichen Nutzung unter Zugangsberechtigten (Intensive Margin) unterschieden. Ziel ist es, die strukturelle Ungleichverteilung von Homeoffice sichtbar zu machen und zu analysieren, welche sozioökonomischen Gruppen von der Flexibilisierung der Arbeitswelt profitieren und wer weitgehend ausgeschlossen bleibt.

Relevanz:
Die COVID-19-Pandemie hat die Arbeitswelt tiefgreifend verändert und Homeoffice ins Zentrum gesellschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Diskussionen gerückt. Mit dem Übergang in die Zeit nach der Pandemie stellt sich zunehmend die Frage, wie nachhaltig sich ortsunabhängiges Arbeiten etabliert und wie gerecht der Zugang dazu verteilt ist. Erste Studien weisen auf Unterschiede nach Branche, Geschlecht, Einkommen und Region hin. Für die Schweiz fehlen jedoch bislang umfassende quantitative Analysen, die diese Muster systematisch erfassen. Die vorliegende Arbeit schliesst diese Forschungslücke und liefert eine datenbasierte Grundlage zur Bewertung von Homeoffice im Spannungsfeld zwischen Flexibilisierung, sozialer Gerechtigkeit und Gleichstellung.

Ergebnisse:
Die Analyse zeigt eine deutliche soziale und regionale Ungleichverteilung der Homeoffice-Nutzung in der Schweiz. Männer, Personen mit höherem Einkommen, Beschäftigte in wissensintensiven Branchen und Erwerbstätige in städtischen Regionen arbeiten signifikant häufiger im Homeoffice. Besonders auffällig ist, dass Personen mit einem Bruttojahreseinkommen von über CHF 130'000.- im Durchschnitt 5 Stunden pro Woche im Homeoffice arbeiten, während tiefere Einkommensgruppen kaum davon profitieren. Auch Geschlechterunterschiede bleiben bestehen, insbesondere bei Familien mit Kindern, wo Männer deutlich häufiger im Homeoffice arbeiten. Der Gini-Koeffizient von 0.342 unterstreicht die strukturelle Ungleichverteilung und zeigt, dass ortsunabhängiges Arbeiten tendenziell Gruppen mit besseren sozioökonomischen Voraussetzungen vorbehalten ist.

Implikationen für Praktiker:innen:

  • Ausbau von Betreuungsangeboten und partnerschaftlichen Arbeitszeitmodellen zur Förderung der geschlechtergerechten Nutzung von Homeoffice.
  • Förderung hybrider Wohn- und Arbeitsstandorte ausserhalb urbaner Zentren, um regionale Ungleichgewichte zu reduzieren.
  • Entwicklung neuer Indikatoren für faire Entlohnung unter Berücksichtigung immaterieller Leistungen wie z.B. Homeoffice.
  • Investitionen in technologische Lösungen zur Ermöglichung von Homeoffice in bisher präsenzgebundenen Berufen.
  • Stärkung des gesellschaftlichen Bewusstseins für die neuen sozialen Ungleichheiten, die durch flexible Arbeitsformen entstehen.

Methoden:
Die Arbeit basiert auf einem quantitativen Forschungsdesign in Form einer Sekundäranalyse der SAKE 2023 mit einer Stichprobe von 64'446 Personen. Im Fokus stehen die Analyse des Zugangs zu Homeoffice (Extensive Margin) und der Nutzung unter Zugangsberechtigten (Intensive Margin). Die Daten wurden bereinigt, um Ausreisser und fehlende Werte zu eliminieren. Anschliessend erfolgten deskriptive Auswertungen, t-Tests zur Identifikation signifikanter Gruppenunterschiede sowie multivariate Regressionsanalysen in RStudio. Zentrale Einflussfaktoren wie Geschlecht, Einkommen, Branche und Region wurden einbezogen. Zur analytischen Präzisierung wurden Variablen systematisch umkodiert und zu sinnvollen Gruppen zusammengefasst, z. B. für urbane und ländliche Gemeinden oder wissensintensive und körperlich geprägte Branchen.