Kulturelle Identität und beruflicher Aufstieg von Second:as in der Schweiz

Kulturelle Identität und beruflicher Aufstieg von Second:as in der Schweiz

Im Jahr 2023 hatte rund 40 % der Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren einen Migrationshintergrund, davon 8 % Second:as. Diese Gruppe wächst stetig und ist für den Arbeitsmarkt zentral. Second:as stehen jedoch häufig vor strukturellen Hürden im Bildungssystem und Berufsleben. Die Analyse ihrer Potenziale, insbesondere ihrer interkulturell geprägten Soft Skills und sprachlichen Kompetenzen, ist für Unternehmen entscheidend, um Chancengleichheit zu fördern und Diversität wirksam zu nutzen. Die Arbeit liefert praxisrelevante Erkenntnisse für ein gerechtes Talentmanagement.

Diese Masterarbeit analysiert, wie die kulturelle Identität von Second:as deren beruflichen Aufstieg beeinflusst. Second:as sind Personen, die entweder vor oder während der obligatorischen Schulzeit in die Schweiz eingewandert sind oder in der Schweiz geboren wurden und mindestens einen Elternteil haben, der im Ausland aufgewachsen ist. Im Zentrum stehen Soft Skills, wie sie durch interkulturelle Erfahrungen und familiäre Verantwortung geprägt sein können. Zudem wird untersucht, inwieweit sprachliche Ressourcen wie Muttersprache und Mehrsprachigkeit im Unternehmenskontext wahrgenommen und anerkannt werden. Die Arbeit verknüpft soziokulturelle Aspekte mit personalrelevanten Fragestellungen.

Die empirische Untersuchung basiert auf einem deduktiven, quantitativen Ansatz. Eine Online-Umfrage mit 167 Teilnehmenden, davon 145 Second:as, wurde durchgeführt. Erfasst wurden unter anderem Selbstangaben zu Soft Skills, wahrgenommene und anerkannte Sprachressourcen, kulturelle Identität und familiäre Verantwortung. Die Hypothesen wurden mithilfe von t-Tests, Regressions- und Korrelationsanalysen überprüft. Die Methodik ermöglichte den Vergleich zwischen Second:as und Nicht-Second:as sowie die Identifikation potenzieller Zusammenhänge zwischen kultureller Prägung und beruflich relevanten Kompetenzen.

Nur Hypothese 1, dass die Muttersprache stärker wahrgenommen als anerkannt wird, konnte eindeutig bestätigt werden. Die Hypothesen zu einem Zusammenhang zwischen früher familiärer Verantwortung und Soft Skills sowie zum generellen Unterschied zwischen Second:as und Nicht-Second:as in der Ausprägung von Soft Skills wurden verworfen. Hypothese 4, ein Einfluss kultureller Identität auf bestimmte Soft Skills, konnte nur teilweise bestätigt werden. Ein signifikanter Effekt zeigte sich ausschliesslich beim analytischen Denken. Sprachliche Ressourcen von Second:as bleiben oft unsichtbar oder werden unzureichend gewürdigt.

Implikationen für Praktiker:innen

  • Unternehmen sollten die Muttersprache, auch wenn sie keine Landessprache ist, als potenzielle Ressource anerkennen.

•         Bei Rekrutierung und Personalentwicklung ist auf individuelle Kompetenzen zu achten, nicht auf Gruppenzugehörigkeit.

•         Führungskräfte sollten im Umgang mit Diversität geschult werden, um Potenziale gezielt zu fördern.

•         Second:as sollten durch transparente und zugängliche Entwicklungsangebote gezielt angesprochen werden.

•         Schulungen zu unbewussten Vorurteilen können helfen, implizite Benachteiligungen abzubauen.