Künstliche Intelligenz in der Verwaltung: Eine qualitative Untersuchung in der Berner Kantonsverwaltung

Thema
Diese Masterarbeit untersucht die Nutzung und Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der öffentlichen Verwaltung des Kantons Bern. Im Rahmen qualitativer Interviews mit Mitarbeitenden und Führungskräften werden sowohl aktuelle Einsatzmöglichkeiten und -praktiken als auch bestehende Herausforderungen und förderliche Faktoren für die Akzeptanz von KI analysiert. Ziel der Arbeit ist es, auf Basis der Erkenntnisse praxisnahe Empfehlungen für den Kompetenzaufbau und den Kulturwandel zu erarbeiten, um die nachhaltige und erfolgreiche Integration von KI in der Verwaltung zu unterstützen.
Relevanz
Die Integration von KI in die öffentliche Verwaltung gewinnt zunehmend an Bedeutung, da sie vielfältige Potenziale bietet, von der Automatisierung repetitiver Aufgaben bis zur Verbesserung der Qualität öffentlicher Dienstleistungen. Besonders angesichts des Fachkräftemangels und der stetig wachsenden Datenmengen kann KI dazu beitragen, die Effizienz und Effektivität staatlicher Prozesse massgeblich zu steigern. Für eine erfolgreiche Einführung ist jedoch nicht nur die technische Machbarkeit entscheidend, sondern insbesondere die Akzeptanz und Befähigung der Mitarbeitenden. Die Identifikation von Hemmnissen und Erfolgsfaktoren ist daher zentral, um die nachhaltige Nutzung von KI in der Verwaltung sicherzustellen.
Ergebnisse
Die Untersuchung zeigt, dass KI in der Verwaltung des Kantons Bern derzeit vor allem experimentell sowie für administrative und unterstützende Aufgaben wie die Formulierung und Übersetzung von Texten eingesetzt wird. Die Nutzung variiert stark, abhängig von persönlicher Offenheit, technischem Wissen und institutioneller Unterstützung in der jeweiligen Organisation. Wesentliche Hemmnisse sind Datenschutzbedenken, unklare gesetzliche Vorgaben und fehlende Kompetenzen. Gleichzeitig erhöhen praxisnahe Schulungen, transparente Kommunikation und eine unterstützende Führungskultur die Akzeptanz. Insgesamt wird deutlich, dass der erfolgreiche Einsatz von KI in der Verwaltung vor allem einen kulturellen und organisationalen Wandel erfordert.
Implikationen für Praktiker:innen
- Politische Entscheidungsträger:innen und das Top-Management sollten frühzeitig für die Bedeutung von KI sensibilisiert werden, um Ressourcen für eine erfolgreiche Einführung bereitzustellen.
- Kompetente Partner:innen sollten besonders in der frühen Phase der KI-Adoption eingebunden werden, um fehlende Erfahrung, Ressourcen und Expertise zu ergänzen.
- Die strategische Planung muss technische, kulturelle und ethische Aspekte berücksichtigen, um eine nachhaltige und effiziente KI-Einführung zu gewährleisten.
- Führungskräfte sollten als Vorbilder agieren, eine offene Teamkultur fördern und den Nutzen von KI aktiv und transparent kommunizieren, um Ängste abzubauen und Vertrauen zu stärken.
- Schulungen sollten praxisorientiert sein und gezielt „Prompting-Kompetenzen“ für den sicheren Umgang mit KI vermitteln.
Methodik
Für diese Masterarbeit wurde ein qualitatives Forschungsdesign gewählt, um individuelle Erfahrungen und Wahrnehmungen zu erforschen. Mithilfe eines literaturgestützten Interviewleitfadens wurden zwölf problemzentrierte Interviews mit Mitarbeitenden und Führungspersonen aus der Finanzdirektion sowie der Bau- und Verkehrsdirektion durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse, angelehnt an Mayring (2002, S. 134). Dabei wurden theoretisch abgeleitete Kategorien deduktiv angewendet und durch induktiv gewonnene, kontextspezifische Kategorien ergänzt. Dadurch wird sowohl die wissenschaftliche Fundierung als auch die Praxisrelevanz der Ergebnisse sichergestellt.