Nachhaltige öffentliche Beschaffung - Holz aus dem eigenen Wald

Nachhaltige öffentliche Beschaffung - Holz aus dem eigenen Wald
«Schnittstellen einer verantwortungsvollen öffentlichen Beschaffung und Baukultur» eigene Darstellung; Hintergründe mit ChatGPT generiert

Thema

Diese Masterarbeit bewegt sich im Spannungsfeld von Transformationsprozessen im öffentlichen Sektor, nationalem und internationalem Vergaberecht, öffentlicher Beschaffung, Holzbau und Architektur sowie der Nutzung lokal verfügbarer nachwachsender Ressourcen aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Sollte dieses Zusammenspiel gelingen, haben wir die Chance, eine zukunftsfähige Baukultur zu etablieren, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit gleichermassen vereint.

Das Ziel dieser Masterarbeit ist es, die rechtlichen, organisatorischen und praktischen Rahmenbedingungen für die nachhaltige öffentliche Beschaffung von Holz, insbesondere aus bundes-, kantons- oder gemeindeeigenen Wäldern, zu analysieren und praxisorientierte Empfehlungen für öffentliche Bauherrschaften, Beschaffungsverantwortliche und Planer*innen abzuleiten.

Relevanz

Die Verwendung von einheimischem Holz beim Bauen und Sanieren trägt massgeblich zur Umwelt-, Klima- und Energiepolitik sowie zur nachhaltigen Entwicklung der Schweiz bei. Die Analyse der Rahmenbedingungen unterstützt Entscheidungsträger*innen im öffentlichen Beschaffungswesen bei der Förderung von Holz, insbesondere aus dem eigenen Wald, als nachhaltigem Baustoff und trägt damit zur Ressourceneffizienz sowie zur Reduktion negativer Umweltauswirkungen im Bauwesen bei.

Ergebnisse

Die Analyse zeigt: Regionale Wertschöpfung, Identifikation mit dem eigenen Rohstoff, ökologische Verantwortung und politische Erzählbarkeit sind zentrale Treiber für den Einsatz von Eigenholz. Der Projekterfolg zeigt sich dort, wo persönliches Engagement, strategisches Denken und interdisziplinäre Zusammenarbeit frühzeitig zusammentreffen. Herausforderungen liegen in rechtlichen Unsicherheiten, ungewohnten Abläufen und fehlender Erfahrung. Trotz grossem Potenzial erschweren festgefahrene Verwaltungsstrukturen die Umsetzung; Förderprogramme haben bisher wenig Wirkung entfaltet.

Praxisimplikationen

  • Strategisch verankern: Die Holzherkunft sollte idealerweise bereits in der Bedürfnisformulierung festgelegt und durch eine gezielte Machbarkeitsstudie untermauert werden, um Termin- und Kostenrisiken zu minimieren.
  • Prozessanpassungen: Das in dieser Arbeit vorgeschlagene, erweiterte Prozessmodell integriert die Forstinventur und Holzreservierung in die frühen SIA-Phasen. Der sogenannte Design-Freeze – inklusive Mengen- und Qualitätsfestlegung – muss deutlich früher erfolgen als bei konventionellen Holzbauprojekten.
  • Vergabestrategie: Erfolgreiche Praxisbeispiele zeigen, dass das separate Ausschreiben der Wertschöpfungsstufen die Kontrolle und Qualität erhöhen und zudem vergaberechtlichen Spielraum eröffnen kann. Die Koordinationsrolle sollte dabei klar definiert und budgetiert werden.
  • Weitergabe von Wissen: Eine aktive und gut vernetzte Wissensgemeinschaft ist der Schlüssel, um das Potenzial der Inhouse-Beschaffung von Holz langfristig erfolgreich zu nutzen.

Methoden

In einem ersten Schritt erfasste eine Literaturrecherche den aktuellen Forschungsstand sowie rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen der nachhaltigen Holzbeschaffung. Anschliessend wurden realisierte öffentliche Neubauten in der Schweiz untersucht, bei denen Holz aus eigenem Wald verwendet wurde. Mittels halbstrukturierter Interviews mit zwölf Projektbeteiligten und weiteren Fachpersonen wurden Erfolgsfaktoren und Herausforderungen analysiert. Die Auswertung erfolgte durch eine qualitative Inhaltsanalyse.