Reduktion der Arbeitszeit - Handlungsempfehlungen zur Einführung einer 4-Tage-Woche in Alters- und Pflegeheimen in der Schweiz

Reduktion der Arbeitszeit - Handlungsempfehlungen zur Einführung einer 4-Tage-Woche in Alters- und Pflegeheimen in der Schweiz

Thema: Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist eine wachsende Herausforderung. Gründe wie fehlende Work-Life-Balance, geringe Entlohnung und hohe körperliche wie auch mentale Arbeitsbelastung tragen dazu bei. Mit dem demografischen Wandel steigt der Bedarf an Pflegeleistungen, während das Angebot an Pfleger:innen knapp ist. Eine mögliche Lösung ist die 4-Tage-Woche, die in anderen Branchen erfolgreich getestet und eingeführt wurde. Pilotprojekte zeigen erhöhte Produktivität und Arbeitszufriedenheit auf. In Alters- und Pflegeheimen ist die 4-Tage-Woche jedoch noch wenig erforscht. Diese Thesis zielt darauf ab, Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Einführung der 4-Tage-Woche in Alters- und Pflegeheimen in der Schweiz zu erarbeiten.

Relevanz: Bis zum Jahr 2029 werden 36'500 zusätzliche Pfleger:innen benötigt, um den künftigen Pflegebedarf decken zu können. In den Alters- und Pflegeheimen müssen voraussichtlich 18'500 Pfleger:innen zur Verfügung stehen. Allerdings kann der jährliche Personalbedarf mit dem aktuellen Stand der Ausbildungsabschlüsse nicht erreicht werden. Neben dem fehlenden Nachwuchs sind die geringe Berufsverweildauer sowie die hohe unternehmensfremde Fluktuation weitere Faktoren, die den zukünftigen Bedarf an Pfleger:innen erhöhen. Die 4-Tage-Woche, konkret der Reduktion der Wochenarbeitsstunden auf 80 % bei gleichbleibendem Lohn, kann als attraktives Arbeitszeitmodell dafür sorgen, dass Alters- und Pflegeheime als attraktive Arbeitgeber:innen auf dem Arbeitsmarkt agieren.

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass die Finanzierung der 4-Tage-Woche und das verfügbare Pflegepersonal erfolgsbestimmend sind. Ohne ausreichendes Personal und angemessene Bezahlung kann die Pflege und Betreuung der Bewohner:innen nicht gewährleistet werden. Im Bereich Organisation sind der Schichtbetrieb, die Dienstplanung und die externe Kommunikation der 4-Tage-Woche gegenüber Bewohner:innen und Angehörigen Erfolgsfaktoren. Intern ist die Kommunikation mit den Mitarbeiter:innen wichtig, ebenso wie die Überprüfung bestehender Arbeitsabläufe. Das Arbeitszeit- und Ruhezeitgesetz sowie der vorgegebene Pflegeschlüssel für Alters- und Pflegeheime spielen eine entscheidende Rolle. Die Unternehmens- und Führungskultur beeinflusst die 4-Tage-Woche im Bereich Kultur. Die Einbeziehung der Pfleger:innen durch Mitbestimmung fördert die Arbeitszufriedenheit.

Implikationen:

  • Damit die 4-Tage-Woche erfolgreich eingeführt werden kann, müssen genügend ausgebildete Pfleger:innen zur Verfügung stehen. Hierzu ist es sinnvoll, wenn Alters- und Pflegeheime selbst in die Ausbildung investieren und einen Beitrag dazu leisten, Pfleger:innen auf den Arbeitsmarkt zu bringen.
  • Ein wesentlicher Aspekt ist die Finanzierung. Sie erfordert eine Prüfung der finanziellen Auswirkungen sowie die Suche nach zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten. Eine effiziente Nutzung bestehender Ressourcen und die Einbeziehung von Subventionen oder privater Unterstützung können dabei eine wichtige Rolle spielen.
  • Die Arbeitsorganisation und die Anpassung der Dienstpläne sind entscheidend für die Einführung der 4-Tage-Woche in Alters- und Pflegeheimen, um die Betreuung der Bewohner:innen sicherzustellen. Eine faire Verteilung der Aufgaben und die Einbeziehung der Pfleger:innen in den Entscheidungsprozess fördern Engagement, Motivation und das Gefühl der Zugehörigkeit.

Methoden: Für die Beantwortung der Forschungsfrage wurde eine systematische Literaturanalyse durchgeführt. Die Erkenntnisse aus den theoretischen Grundlagen flossen in ein Modell hinein, welches die Erfolgsfaktoren abbildete. Dieses Modell bildete zugleich die Basis für die empirische Datenerhebung. Zur Erhebung der empirischen Daten wurden zwölf leitfadengestützte, halbstrukturierte Expert:inneninterviews durchgeführt mit dem Ziel, deren Wahrnehmung und Bewertung der 4-Tage-Woche zu eruieren. Die Synthese zwischen den theoretischen Grundlagen und den empirischen Resultaten ermöglichte die Ableitung von Handlungsempfehlungen zur erfolgreichen Einführung einer 4-Tage-Woche in Alters- und Pflegeheimen in der Schweiz.