Studium, Erwerbstätigkeit und psychisches Wohlbefinden: Eine Untersuchung wechselseitiger Spill-Over-Effekte und die Entwicklung eines Work-Study-Enrichment-Conflict-Modells

Studium, Erwerbstätigkeit und psychisches Wohlbefinden:  Eine Untersuchung wechselseitiger Spill-Over-Effekte und die Entwicklung eines Work-Study-Enrichment-Conflict-Modells
Quelle: ChatGPT, erstellt am 06. Mai 2025

Thema
Zwischen Karriereanspruch und Studienpflicht meistern berufstätige Studierende einen doppelten Alltag, der nicht nur fordert, sondern auch formt. Diese Arbeit beleuchtet, wie sich das gleichzeitige Engagement in Studium und Erwerbstätigkeit auf das psychische Wohlbefinden auswirkt und unter welchen Bedingungen daraus Überlastung oder persönliches Wachstum entsteht. Im Fokus stehen die subjektive Verarbeitung, emotionale Dynamiken und strukturelle Einflussfaktoren dieser Doppelrolle. Theoretisch fundiert und empirisch vertieft entsteht ein differenziertes Modell, das Konflikt- und Bereicherungserleben im Kontext berufsbegleitenden Studierens sichtbar macht und neue Perspektiven auf gesunde Bildungs- und Arbeitswelten eröffnet.

 Relevanz des Themas
Berufsbegleitende Studienformate nehmen in der Hochschullandschaft stetig zu ebenso wie die psychologischen und organisatorischen Spannungsfelder, die sie mit sich bringen. Während bisherige Forschung häufig defizitorientiert auf Stress oder überlastungsbezogene Symptome fokussierte, mangelt es bislang an integrativen Modellen, die sowohl belastende Aspekte als auch Potenziale wie Kompetenzzuwachs, berufliche Zielklärung oder psychische Resilienz systematisch verknüpfen. Diese Arbeit leistet einen Beitrag, indem sie zentrale Theorien (z. B. JD-R-Modell, SDT, COR-Theorie) auf den Work-Study-Kontext überträgt und erweitert. Dadurch liefert sie ein theoretisch fundiertes, zugleich praxisrelevantes Instrument zur differenzierten Analyse einer immer bedeutsameren Studienrealität.

 Zentrale Ergebnisse
Die qualitative Analyse verdeutlicht, dass berufstätige Studierende ihre Doppelrolle ambivalent erleben. Belastung und Bereicherung liegen oft eng beieinander, was sich in acht zentralen Dynamiken widerspiegelt – vier konfliktorientierten und vier bereichernden. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wurde das empirisch- theoriebasiert entwickelte Work-Study-Enrichment-Conflict-Modell formuliert. Es bildet ab, unter welchen Bedingungen Konflikte oder positive Effekte entstehen. Konfliktdynamiken treten insbesondere dann auf, wenn externe Anforderungen mit geringer Autonomie und fehlender sozialer Unterstützung einhergehen und beeinträchtigen vor allem das psychische Wohlbefinden und die Studienleistung. Bereichernde Effekte entstehen dagegen, wenn Studierende aktiv Ressourcen wie Zeitkompetenz, Reflexionsfähigkeit oder Rollenintegration nutzen können.
Das Erleben dieser Wechselwirkung zeigt sich als individuell, dynamisch und stark kontextabhängig.

 Implikationen für Praktiker:innen

  • Hochschulen sollten die strukturellen Rahmenbedingungen berufsbegleitender Studiengänge flexibilisieren, insbesondere durch den Ausbau hybrider und asynchroner Lernformate, anpassbare Prüfungs- und Abgabefristen sowie spezialisierte Beratungsangebote. Diese Massnahmen fördern Autonomie und Motivation im Sinne der Self-Determination Theory (Deci & Ryan, 2000) und tragen zur Vereinbarkeit von Studium und Erwerbstätigkeit bei.
  • Arbeitgebende sind gefordert, bildungsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle, projektbezogene Freiräume und gezielte Entwicklungsmassnahmen wie Studienfreistellungen. Durch die Sensibilisierung von Führungskräften und eine strategische Verankerung von Employability fördern sie die Kompetenzentwicklung und binden qualifizierte Mitarbeitende langfristig.
  • Berufsbegleitend Studierende profitieren von gezielter Selbststeuerung, etwa durch strukturierte Tagesabläufe, antizyklische Planung und bewusste Erholungsphasen sowie von stabilen sozialen Unterstützungsnetzwerken. Die Fähigkeit zur reflexiven Rollenintegration stärkt nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern auch die Entwicklung einer kohärenten beruflichen Identität im Sinne der Career Construction Theory (Savickas, 2013).

 Methodik
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein zweistufiger Forschungsansatz gewählt: eine systematische Literaturrecherche zur theoretischen Fundierung sowie eine qualitative empirische Untersuchung mittels leitfadengestützter Interviews mit berufstätigen Masterstudierenden. Die Datenauswertung erfolgte anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) und Kuckartz (2018) in einem deduktiv-induktiven Verfahren. Die theoretische Fundierung der Analyse stützte sich auf etablierte Modelle wie das JD-R-Modell, die COR-Theorie und die Selbstbestimmungstheorie (SDT). Ziel war es, typische Konflikt- und Enrichment-Dynamiken im Spannungsfeld von Studium und Erwerbstätigkeit zu identifizieren und im Hinblick auf ihr Wirkpotenzial auf das psychische Wohlbefinden theoriegeleitet zu analysieren.