Teilzeitarbeit - Eine Analyse von Schweizer Arbeitsmarktdaten

Thema
Teilzeitarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, da immer mehr Menschen ihr Arbeitspensum reduzieren. Die Masterarbeit untersucht die Thematik aus einer datenbasierten Perspektive und beschäftigt sich mit der Frage, wie demografische und sozioökonomische Faktoren die Teilzeitarbeit in der Schweiz beeinflussen. Es werden sieben Prädiktorvariablen berücksichtigt: Geschlecht, Alter, Einkommen, berufliche Stellung, Wirtschaftssektor, Gemeindetyp und Haushaltstyp. Im Fokus steht, welche Muster sich aus diesen Zusammenhängen ergeben und wie sie zur Erklärung des Arbeitspensums beitragen.
Relevanz
Die Schweiz gilt als europäischer Vorreiter, was die Anzahl an Teilzeitstellen betrifft. Oft wird Teilzeit auf individuelle Präferenzen reduziert, doch es gibt auch äussere Rahmenbedingungen, die wesentlich zur Ausgestaltung von Erwerbsverläufen beitragen. Die Relevanz zeigt sich in der Flexibilisierung der Arbeitsmodelle und der Nachfrage nach Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Veränderte Erwerbsmotive erhöhen die Attraktivität von Teilzeitarbeit. Die Thematik spiegelt tiefgreifende gesellschaftliche und strukturelle Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt wider. Die vorliegende Arbeit macht zentrale Einflussfaktoren sichtbar, analysiert deren Zusammenspiel und bietet damit eine fundierte Grundlage für Diskussionen rund um die Themen Gleichstellung, Vereinbarkeit und flexible Beschäftigungsmodelle.
Ergebnisse
Die soziodemografischen Variablen wurden im Hinblick auf das Arbeitspensum als abhängige Variable analysiert. Die Ergebnisse der sechs Hypothesentests sind alle signifikant (p < 0,001). Das Geschlecht erklärt mit 17,56 % den grössten Anteil. Weitere Faktoren mit einem moderaten Zusammenhang sind das Alter (R² = 5,79 %), der Wirtschaftssektor (R² = 3,19 %) und die berufliche Stellung, also ob Führungsverantwortung vorhanden ist oder nicht (R² = 4,08 %). Schwächere Zusammenhänge ergeben sich bei den Variablen Einkommen, Gemeindetyp und Haushaltstyp. Sowohl das Einkommen als auch das Alter zeigen einen umgekehrten U-förmigen Zusammenhang in Bezug auf das Arbeitspensum.
Implikationen für Praktiker:innen
- Arbeitgebende sollten flexible Teilzeitmodelle fördern, Übergangs- und Wiedereinstiegsprogramme etablieren sowie Diskriminierungen abbauen, um Chancengleichheit zu verbessern.
- Politische Instanzen sind gefragt, die Attraktivität von Teilzeitarbeit durch Anreize zu steigern und flexible Arbeitsmodelle als Standortfaktor zu erkennen.
- Betreuungseinrichtungen sowie der Strassen- und öffentliche Verkehr sind gefordert, ihre Angebote und Tarifmodelle an die Bedürfnisse von Teilzeitbeschäftigten anzupassen.
- Gesellschaftliche Normen und Werte sollten kritisch reflektiert werden, um individuelle Entscheidungsfreiheit in Bezug auf Arbeitszeitmodelle zu unterstützen.
Methodik
Die Masterarbeit verwendet ein quantitatives Forschungsdesign basierend auf der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) vom Jahr 2023 mit einer Stichprobe von 64’460 Personen. Aus den theoretischen Erkenntnissen und dem aktuellen Forschungsstand wurden sechs Hypothesen abgeleitet. Diese wurden in R-Studio statistisch geprüft. Dazu kamen OLS-Regressionen zum Einsatz, bei kategorialen Prädiktoren ergänzt durch Post-hoc-Tests (Bonferroni-Korrektur), bei metrischen Variablen durch Kernel-Dichteschätzungen mit quadratischen Termen. Zusätzlich wurde ein Gesamtmodell berechnet, um die kumulative Erklärungsleistung aller Variablen zu bestimmen. Aufgrund des Querschnittdesigns liefert die Analyse statistische Zusammenhänge, jedoch keine Kausalität.