Stressbewältigung im Studium

Thema
Diese Masterarbeit untersucht wie berufsbegleitende Studierende des MSc Business Administration an der Berner Fachhochschule (BFH) das Inserat für den Workshop «Stressbewältigung» der Beratungsstelle der Berner Hochschulen wahrnehmen. Untersucht werden Unterschiede zwischen Studierenden mit höherem und niedrigerem Stresslevel sowie deren Bedürfnisse an Gestaltung, Inhalt und Organisation des Workshopangebots. Ziel ist die Konzeption eines optimierten Inserats, welches unter anderem UX-Prinzipien wie Usability berücksichtigt. Dadurch soll die Ansprache verbessert werden, um die Teilnahme zu fördern.
Relevanz
Berufsbegleitende Studierende stehen im Spannungsfeld zwischen Beruf, Studium und privaten Verpflichtungen, was zu einer hohen Belastung führen kann (Gaedke et al., 2011). Laut aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Statistik leiden rund 23 % der Studierenden im Alter von 18 bis 35 Jahren an mittleren bis schweren Depressionen. Zum Vergleich: In der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung liegt dieser Wert lediglich bei 11 %. Stress ist ausserdem nach finanziellen Gründen der zweithäufigste Grund für einen definitiven Studienabbruch oder eine temporäre Unterbrechung (BFS, 2021).
Vor diesem Hintergrund gewinnen Unterstützungsangebote wie der Stressbewältigungsworkshop an Bedeutung. Jedoch wird dieses Angebot von Studierenden vom Departement Wirtschaft an der BFH bislang kaum in Anspruch genommen. Als zentraler Touchpoint innerhalb der Customer Journey entscheidet das Inserat wesentlich darüber, ob potenzielle Teilnehmende das Angebot als attraktiv wahrnehmen und folglich in Anspruch nehmen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass sich innerhalb der befragten Gruppen keine markanten Unterschiede identifizieren liessen. Das bestehende Inserat wurde von beiden Stressgruppen als unattraktiv, zu theoretisch und unklar wahrgenommen. Gewünscht wurden moderne visuelle Elemente (z. B. Videos und Bilder), praxisnahe Inhalte, klare organisatorische Angaben und vertrauensbildende Komponenten wie Partnerlogos und Rezensionen. Dabei betonen beiden Gruppen, dass eine praxisorientierte Gestaltung des Workshops als zentral erachtet wird, wobei die Gruppe mit höherem Stresslevel sich gegenüber Theorievermittlung abgeneigt zeigt und die Gruppe mit niedrigerem Stresslevel theoretischer Informationsvermittlung offener gegenübersteht. Das optimierte Inserat enthält eine klare Ansprache und niedrigschwellige Zugänge, um die Teilnahmebereitschaft zu steigern.
Implikationen für die Beratungsstelle der Berner Hochschulen
- Visuelle Gestaltung
Das Inserat sollte nicht nur informieren, sondern eine klare und zielgruppenspezifische Ansprache gewährleisten, welche durch verständliche und nutzerfreundliche (Usability-orientierte) sowie visuell ansprechende Elemente wie Bilder und Videos (Look & Feel) unterstützt wird. - Inhaltliche Gestaltung
Die Inhalte des Inserats sollten die praktische Anwendbarkeit des Workshops betonen, da insbesondere Studierende mit höherem Stresslevel praxisnahe Unterstützung klar gegenüber theoretischen Inhalten bevorzugen. Erfahrungsberichte aus der Praxis sollen den Studierenden helfen Stressbewältigung greifbar zu machen. - Organisatorische Gestaltung
Angaben zu Durchführungsort und Kosten sollten klar und direkt ersichtlich sein, um den Zugang zum Angebot zu erleichtern. Vertrauenselemente wie das Logo der BFH oder positive Rückmeldungen früherer Teilnehmender sollen das Vertrauen der Studierenden sowohl in das Angebot als auch in die Beratungsstelle stärken.
Methoden
Zur vertieften Analyse wurde ein qualitatives Forschungsdesign gewählt, welches eine systematische Literaturrecherche sowie zwei Fokusgruppeninterviews mit insgesamt zwölf Studierenden umfasste.
Zur Datenerhebung wurden die Teilnehmenden zunächst anhand eines Screening-Fragebogens nach Cohen et al. (1983) in Gruppen mit höherem und niedrigerem Stresslevel eingeteilt. Die Interviews beinhalteten eine Kreativaufgabe zur eigenständigen Gestaltung eines Inserats sowie eine anschliessende Reflexion des bestehenden Inserats. Die Auswertung erfolgte induktiv und umfasste zunächst die Ausarbeitung einer Datenstruktur in Anlehnung an Gioia et al. (2012), gefolgt von einem modellgestützten Überblick, welche die Erkenntnisse aus der Literaturrecherche und den Fokusgruppeninterviews zusammenführte, und als Basis für die Erstellung eines optimierten Inserats diente.