Die Frage nach der kulturellen Passung: kann ein KI-gestütztes Tool die kulturelle Passung in Bezug auf Objektivität und Fairness wie menschliche Entscheider eruieren?

Die Frage nach der kulturellen Passung: kann ein KI-gestütztes Tool die kulturelle Passung in Bezug auf Objektivität und Fairness wie menschliche Entscheider eruieren?

Thema

Diese Masterarbeit untersucht, wie HR-Verantwortliche die Fairness und Objektivität von KI-gestützten Tools im Vergleich zu traditionellen Auswahlverfahren bewerten – insbesondere im Hinblick auf die kulturelle Passung von Bewerbenden. Im Fokus steht die Frage, ob der Einsatz solcher Technologien im Rekrutierungsprozess als sinnvoll erachtet werden. Ziel der Arbeit war es, Gedanken, Überlegungen sowie Emotionen der HR-Verantwortlichen in Bezug auf diese Thematiken herauszufinden.

Relevanz

Das Thema ist mit der aufkommenden KI-Technologie hochaktuell, da Unternehmen immer wie mehr auf KI-gestützte Tools im Rekrutierungsprozess setzen. Besonders bei der Beurteilung der kulturellen Passung, einem sehr subjektiven schwer greifbaren Aspekt bei der Personalauswahl, stellen sich Fragen zur Objektivität, Fairness und Transparenz solcher Tools. Die Ergebnisse sind insbesondere für Mitarbeitende relevant, die strategische Entscheidungen über technologische Innovationen im HR treffen müssen. Dabei liefert die Studie wichtige Aspekte zur Entscheidungsgrundlage für oder gegen ein solches Tool.

Ergebnisse

Im Rahmen der Studie konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden:

  1. kulturelle Passung wird als subjektives, aber entscheidendes Kriterium im Auswahlprozess verstanden
  2. HR-Recruiterinnen und -Recruiter sehen die Objektivität von KI zwar positiv, empfinden den Einsatz aber als unfair.
  3. Vertrauen, Transparenz und Nachvollziehbarkeit fehlen in Bezug auf KI-gestützte Tools
  4. Emotionale Vorbehalte überwiegen trotz grundsätzlicher Offenheit gegenüber KI
  5. Verantwortung für Entscheidungen werden weiterhin klar beim Menschen gesehen – KI soll unterstützen, aber nicht entscheiden.

Implikationen für die Praxis

Die Studie identifiziert drei zentrale Zielgruppen im Kontext des Einsatzes von KI-gestützten Tools zur Beurteilung der kulturellen Passung:

  • Für die HR-Leitung ist entscheidend, ob der Einsatz von KI-gestützten Tools sinnvoll ist, ethischen Richtlinien entspricht und Vertrauen bei den Mitarbeitenden durch Transparenz und Schulungen aufgebaut wird.
  • HR-Mitarbeitende akzeptieren KI nur, wenn die Beurteilung der kulturellen Passung fair, objektiv und nachvollziehbar erfolgt, wobei Minderheiten berücksichtigt werden müssen.
  • Programmierer müssen Biases bei der Datengrundlage vermeiden und durch umfangreiche Tests sicherstellen, dass das Tool diskriminierungsfrei und diversitätsfördernd arbeitet.

Ein zentraler Punkt ist, dass der tatsächliche Mehrwert von KI im HR-Prozess kritisch hinterfragt werden muss, da Vertrauen und Fairness die Grundlage für eine erfolgreiche Implementierung bilden.

Methodik

Die Studie basiert auf 16 halbstrukturierten Interviews mit HR-Expertinnen und -Experten und verwendet die Grounded Theory für das qualitative Forschungsdesign. Der Interviewleitfaden stützt sich auf das Trust-Modell sowie die Erweiterung von Wrang et al. (2020) und beinhaltet sowohl offene wie auch Skalenfragen. Die Interviews wurden transkribiert, codiert und systematisch ausgewertet. Dabei wurden «first» sowie «second Order Categories» gebildet. Gemeinsamkeiten und Unterschiede wurden eruiert, gebündelt und zu sechs aggregierten Dimensionen zusammengefasst. Die aggregierte Dimension richtet sich somit an der Forschungsfrage aus.